MINNA veranstaltet öffentliche Anhörung zur Situation von Minderjährigen im Departament Boquerón

In den Versammlungsraum der Gobernación hatte das Ministerium für Kinder und Jugendliche gestern Vertreter der verschiedenen Sektoren geladen, die im Alltag mit Minderjährigen zu tun haben: Leiter von Schulen, Schülerwohnheimen, Kinderheimen, Siedlungen und staatlichen Institutionen, wie das Kinder- und Jugendamt, Codeni, und die Beauftragten für Minderjährige der vier Distrikte Loma Plata, Filadelfia, Marical Estigarribia und Boquerón. Es ging um die Nationale Politik für Kinder und Jugendliche für die nächsten 10 Jahre und einen Plan, der diese Politik in den Jahren 2025 bis 2030 umsetzen soll. Der Kabinetts-Direktor des MINNA, Luis Barbosa, war gekommen, um das Konzept zu erklären.    

Die Nationale Politik für Kinder und Jugendliche nennt sich in der Abkürzung POLNA. Das steht für „Política de la Niñez y la Adolescencia“. Diese Politik wird für 10 Jahre definiert. Auf ihr gründet sich der nationale Plan für Kinder und Jugendliche, kurz PNA (Spanisch), der für 5 Jahre ausgearbeitet wird. POLNA, oder die Politik wie der Staat den Umgang mit Minderjährigen versteht, war schon einmal für die Jahre 2014 bis 2024 formuliert worden. Nun wird an der neuen gearbeitet, die von 2025 bis 2035 gelten soll. Der Plan, wie die Politik in der Praxis umgesetzt werden soll, wie in der Praxis Kinderrechte gewahrt und geschützt werden sollen, wird vorerst für die Jahre 2025 bis 2030 festgelegt. Dafür wird derzeit in allen Departamenten des Landes die Meinung der Bürger eingeholt.    

Zu der Anhörung begrüßte gestern die Beauftragte für Frauen, Kinder und Jugendliche in der Departamentsregierung Boquerón, Sonia Schellenberg, die Anwesenden. Die Gouverneurs-Gattin, Ruthie Bergen, betonte in ihrer Eingangsrede, in junge Menschen zu investieren sei nicht nur eine Pflicht und Verantwortung, sondern auch eine Gelegenheit, Zukunft zu bauen. Sie rief die Anwesenden dazu auf, zusammen Prioritäten für unsere Gesellschaft zu finden und zu formulieren, die den Schutz von Minderjährigen gewährleisten. Ihr Wunsch für die Veranstaltung: Dass im Zentrum das Wohl der Kinder stehe.    

Dann wurde ein Projekt zum Schutz von Minderjährigen vor Menschenhandel vorgestellt, von dem MINNA-Vertreter Barbosa und der Vertreterin der spanischen Kooperations-agentur AECID, Martha Muñoz. Anhand von Kurzvideos wurden den Anwesenden 4 Arten der Ausbeutung von Kindern gezeigt. Dann stellte man das Centro Ñasaindy vor, – ein Modellzentrum zum Schutz von Kindern, die verkauft, ausgebeutet und misshandelt wurden. Dieses Zentrum gibt es seit Juli 2024 in Asunción. Minderjährige genießen dort Schutz und Unterstützung. Sie bekommen die Möglichkeit zu Heilung, ihr Leben zu ordnen und von einer besseren Zukunft zu träumen, wie es die First Lady der Nation, Leticia Ocampos, im vorigen Jahr bei der Einweihung formulierte.    

Laut den Experten sind im Departament Boquerón besonders Kinder aus armen Siedlungen von Ureinwohnern leichte Opfer für Ausbeuter. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft werden immer wieder Minderjährige Opfer von Ausbeutung, wenn sie gegen Geld von ihren Eltern oder Zuhältern ausgeliehen werden oder sich selbst gegen Geld prostituieren. Eine besondere Gefahr besteht durch durchreisende LKW-Fahrer oder durch Events wie die Rally Transchaco, wo viele Fremde für mehrere Tage im Chaco hausen kommen.    

Der Vertreter des MINNA, Luis Barbosa, stellte das Warum und das Wie der POLNA und des PNA vor und auch die Marschroute, die bevorsteht. Bis August sollen POLNA und PNA ausformuliert sein und dann in Kraft treten. Dieses Projekt wird von der spanischen Kooperationsagentur AECID unterstützt. AECID ist eine europäische Organisation, deren Unterstützungs-Gelder in Paraguay von manchen Sektoren stark abgelehnt oder zumindest hinterfragt werden.    

Nach einer Pause mit Imbiss ging es mit der eigentlichen Anhörung weiter im Programm. Es ging um Antworten auf die Fragen: Was muss verbessert werden und was sind die größten Herausforderungen für die Politik und den Plan im Umgang mit Minderjährigen in Boquerón? Rege Beteiligung kam von den verschiedenen Sektoren: Elternorganisationen, aus Indigenensiedlungen, Schul- und Schülerwohnheimleitungen und Kinderheimen. Anliegen durften in 3 Minuten pro Sprecher vorgebracht werden. Themen, die dann zur Sprache kamen, waren: Besinnung auf das Grundgesetz und die dort verankerten Grundrechte, Kein POLNA mit Gender-Ideologie, keinen Freischein für Abtreibung, Gewalt in Siedlungen – vor allem häusliche Gewalt, Sicherheit und vermehrte Ausbeutung von Minderjährigen durch die Bioceánica. Andererseits die Notwendigkeit von Straßen in Boquerón, dass das größte Departament mit den größten Entfernungen zwischen Siedlungen ist. Die ausstehende Reglementierung des Gesetzes für Schülerwohnheime im Chaco, die mangelhafte Inklusion und Betreuung von Kindern mit Behinderung.    

Starke Aussagen kamen in Bezug auf die Wichtigkeit der Familie, die aus Vater, Mutter und Kind besteht, und die der erste Bildungsplatz für Kinder bleiben sollte. Dem folgte auch der Vorschlag, ein Familienministerium zu schaffen. Auch der Ruf nach interinstitutioneller Arbeit zwischen Jugendamt, Justiz und anderen Beteiligten wurde laut. Kritik kam von Seiten der Elternorganisationen an den Geldern und Ideen, die ausländische Organisationen, in diesem Fall die spanische AECID, in die Politik einbringen und damit unerwünschte Ideologien infiltrieren könnte. Lob gab es für die öffentliche, regionale Anhörung, wo dieses Mal für die Erarbeitung des POLNA und PNA die Meinung der Bürger eingeholt wird. Das war ein Blick in die Veranstaltung von gestern hier in Filadelfia, wo es um die Situation von Minderjährigen im Departament Boquerón ging; bei der Erstellung von Politik und Handlungsplan im Sinne des Kinderwohls. (ZP-30, AECID/Fb: Leticia Ocampos/MINNA/Portal Paraguay: POLNA-PNA)