US-Studie zu bipolarer Störung unter Mennoniten im zentralen Chaco. Forscher aus den Vereinigten Staaten sind derzeit im Chaco unterwegs, um Untersuchungen hinsichtlich dieser psychischen Störung durchzuführen. Spezifisch untersucht das Forschungsprojekt, wie sich bipolare Störungen in der Verwandtschaft entwickeln. Thilo Harder vom Sanatorium Eirene erklärte der Redaktion von Radio ZP-30, dass die Studie im Chaco bereits begonnen hat. Sie zielt vor allem auf die Mennoniten im zentralen Chaco ab, da sich in einer geschlossenen Gesellschaft die Genetik ähnelt. Es gibt bereits Daten darüber, dass bestimmte Psychosen oder mentale Störungen genetisch veranlagt sind. Das heißt, sie sind zu einem gewissen Grad vererblich. Die US-Studie über Bipolare Störung soll die Forschungsergebnisse ausweiten, um bessere Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Durchgeführt wird die Familienstudie von dem staatlichen Institut für Mentale Gesundheit der USA, NIMH, zusammen mit der Medizinfakultät der Nationalen Universität von Asunción, UNA, und dem Sanatorium Eirene. Die Vorbereitungen für das Forschungsprojekt liefen etwa anderthalb Jahre. Für die Untersuchungen werden noch freiwillige Teilnehmer gesucht. Das Ziel ist, etwa 400 Menschen zu befragen, die zusätzlich noch zwei bis drei Familienmitglieder mit einbeziehen. Insgesamt soll die Studie also etwa 800 bis 1.000 Mennoniten umfassen. Abschließen könnte das Forschungsprojekt in etwa drei Jahren.
Für die Studie über Bipolare Störung werden die Probanden, also die Teilnehmer, zunächst interviewt. Das Interview dauert zwischen zwei und drei Stunden. Hier werden Fragen gestellt, die Aufschluss geben sollen über die Familiengeschichte des Teilnehmers und mögliche Hinweise auf Vorerkrankungen von Bipolaren Störungen in der Verwandtschaft. Zudem wird von den Probanden eine Blutprobe verlangt. Diese wird zur Untersuchung in ein Labor in die Vereinigten Staaten geschickt. Die Daten werden dabei streng vertraulich behandelt. Die Namen der Teilnehmer werden nicht preisgegeben. Die Blutproben erhalten einen Code, und nur unter dieser Identifizierung werden sie von den Forschern im Labor untersucht.
Direkte Resultate gibt es keine. Das Ziel der Studie ist, auf schon gewonnenen Erkenntnissen aufzubauen und dadurch die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit einer bipolaren Störung ausweiten und verbessern zu können. Teilnehmer an der Studie können jedoch Zwischenresultate anfordern, beispielsweise aus der Blutproben-Analyse. Auch nach dem Interview kann der Befragte Informationen darüber erhalten, ob er an einer bipolaren Störung leidet, beziehungsweise wenn ja, wie ausgeprägt die Krankheit bei ihm vorhanden ist.
Eine Bipolare Störung wird auch manisch-depressive Erkrankung genannt. Sie ist eine psychische Erkrankung, bei der die Stimmung zwischen zwei Extremen schwankt. Zum einen gibt es die Hochphasen, auch Manien genannt. Die Person ist aufgedreht, überschwänglich, risikobereit und extrem aktiv, aber auch reizbar, sprunghaft und unruhig. Die Hochphase wechselt mit einer Tiefphase oder Depression, in der der Betroffene niedergeschlagen und antriebslos ist, negative Gedanken und ein schwaches Selbstwertgefühl hat. Dann besteht auch Suizid-Gefahr. Die Wellen, in denen die Extreme abwechseln, sind von Person zu Person unterschiedlich. Ein Mensch kann jahrelang in einer depressiven Phase leben und plötzlich zum Hoch wechseln. Bei Anderen sind die Schwankungen weniger ausgeprägt, oder sie leben in einem ständigen, nur schwach bemerkbaren Hoch und fallen dann in eine tiefe Depression. Durch das Interview im Rahmen der Studie zur Bipolaren Störung soll bei dem Probanden festgestellt werden, ob er eine Bipolare Störung hat, und wie ausgeprägt sie ist. Es wird sozusagen die Vorgeschichte dargestellt. Wer sich an dem Forschungsprojekt zur Bipolaren Störung unter Mennoniten beteiligen möchte, kann sich beim Sanatorium Eirene melden. Für das Interview wird ein Termin vereinbart. Das Interview kann auch telefonisch stattfinden. (ZP-30/ Thilo Harder)
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